Vor einigen Jahren hab ich das erste mal von den Massenschlafplätzen von Bergfinken im Winter gelesen. Langsam wurde der Wunsch, das selbst auch einmal zu erleben, immer größer. Eigentlich hatte ich dann vor, mir im kommenden Winter die Zeit zu nehmen, um einen solchen Bergfinken-Schlafplatz aus den gängigen Meldeplattformen zu ermitteln und dann zu besuchen. Doch zu meinem Glück kam es dann ein bisschen anders. Anfang dieses Jahres wurde in der Schwäbischen Alb ein Schlafplatz mit letztendlich über 4 Millionen Vögeln gemeldet. Und nachdem das nur ca. 100km Fahrt von mir entfernt liegt, habe ich die Chance genutzt und war gleich zwei mal dort.

Spannend an diesem Schlafplatz ist, dass die Finken sich zuerst auf der einen Seite eines Weges in einem Buchenmischwald gesammelt haben, bevor sie dann alle mehr oder weniger gleichzeitig die Wegseite gewechselt haben, um in den Nadelwald auf der anderen Seite zu kommen. Der Nadelwald entspricht auch eher der typischen Charakteristik von solchen Schlafplätzen, auch wenn nicht ganz sicher zu sagen ist, warum das so ist.

Der erste Abend war relativ bewölkt, was zwar für gleichmäßiges, aber doch eher recht geringes Licht gesorgt hat. Da hatte den Vorteil, dass relativ egal aus welcher Richtung die Finken gekommen sind, die Belichtung gepasst hat. Dank moderner Kameratechnik ist aber ja auch zum Glück das wenige Licht kein wirkliches Problem.

Am zweiten Nachmittag hatte ich dann mehr Glück, es war sonnig und der (leider nur halbe) Mond war hoch am Himmel zu sehen. Was spannend war, so wie es mir schon beim Schlafplatzverhalten anderer Vögel aufgefallen ist, hat die Bewölkung eine gewaltige Bedeutung auf die Uhrzeit der Ankunft am eigentlichen Schlafplatz. Der große Masseneinflug in den Nadelwald war zwischen 15 und 30 Minuten später als am Tag vorher, wo es deutlich düsterer war.

Das Erlebnis, als sich die 4 Millionen Bergfinken in Richtung Schlafplatz aufgemacht haben, war einfach atemberaubend. Die einzelnen Rufe in Kombination mit den unzähligen Flügelschlägen haben ein Rauschen ergeben, das eher vergleichbar mit Meeresrauschen ist. Und auch als es dann irgendwann doch zu dunkel war um zu Fotografieren, wurde die Atmosphäre nicht weniger beeindruckend. Zwar wurden die Finken immer leiser, dafür fing dann ein Waldkauz an zu singen.

Ich bin echt froh, das so erleben zu können, allerdings habe ich auch mal wieder gemerkt, dass mir Ruhe beim Fotografieren doch wichtiger ist. Dabei meine ich allerdings nicht die natürliche Geräuschkulisse, die ich gerne genossen habe, sondern der Fakt, dass zwischen 150 und 200 andere Leute das Naturschauspiel miterleben wollten. Natürlich ist das ihr gutes Recht, allerdings war der fehlende Respekt gegenüber den anderen Leuten (Parken direkt am Wald etc.) und der Natur (der Müll war leider auch schon mit angekommen und ist leider nicht mit den Leuten wieder gegangen) für mich sehr unangenehm bzw. ist für mich ein absolutes No-Go.