Schon vor einiger Zeit habe ich hier von meinen ersten Eindrücken vom Minox x-active 8×44 berichtet. Inzwischen habe ich einige Zeit und auch die ein oder andere längere Tour mit etwas schlechteren Verhältnissen hinter mir und traue mir zu, einen etwas fundierteren Bericht zu schreiben.
Ganz kurz lässt sich sagen, dass sich mein allgemein recht gutes Bild nicht verschlechtert hat.
Die auftretenden Bildfehler habe ich ja schon in meinem ersten Eindruck beschrieben, inzwischen hatte ich auch schon einige Fälle, in denen die chromatischen Abberationen auch im Feldeinsatz auftreten und etwas irritieren, allerdings in keinster Weise das Seherlebnis stören oder gar eine Artbestimmung erschweren. Man kann also sagen dass das Fernglas weit weg von Perfektion ist, für den gezahlten Preis aber auf jeden Fall akzeptabel bis gut performt.
Die Kappen für das Objektiv nutze ich nicht mehr, da die Angst sie zu verlieren einfach zu groß geworden ist. Die Okularabdeckung würde ich gerne wieder nutzen, allerdings fehlt mir noch die zündende Idee wie ich sie am Gurt meiner Wahl befestigen kann. Aktuell nutze ich einen Gurt der dem der Marke PeakDesign nachempfunden ist, allerdings um einiges billiger zu erhalten ist. Für das Fernglas ist er super, meine Kamera mit Teleobjektiv würde ich ihm aber nicht anvertrauen. Der mitgelieferte Gurt wurde von mir zeitnah ausgetauscht, er besteht aus Neopren und ist für mich persönlich gerade im Sommer nicht angenehm zu tragen. Das mag aber Geschmackssache sein und beeinflusst meine Bewertung nicht (auch sehr sehr teure Kameras kommen alle mit dem gleichen schlechten Kameragurt und ich würde trotzdem gern eine solche besitzen😅).
Eine weitere Kappe, bei der ich Angst habe sie im Eifer des Gefechts im Feld zu verlieren befindet sich vorne an der Brücke und deckt das Gewinde für einen Stativadapter ab. Sie ist aus Metall und nur mit 2-3 Umdrehungen sitzt sie sehr locker oder man verliert sie sogar schon (und das ist schnell passiert, beim Ein- und Auspacken, eine Jacke reibt dagegen etc.). Da ich sowieso keinen Sinn in einem Stativadapter für mich sehe (bei einem Jäger mag das anders sein) habe ich mich dazu entschlossen, die Kappe einfach mit einem Tropfen Locktight zu fixieren, was soll ich sagen, bis jetzt hält sie tadellos.
Das Streulichtverhalten des Fernglas ist als neutral bis gut zu beschreiben, ja, man kann sogenannte Flares provozieren, allerdings tauchen sie nur in seltenen Extremsituationen auf die sowieso vermieden werden sollten (mehr oder weniger direkt in die Sonne schauen tut den Augen nur bedingt gut).
Der Dioptrienausgleich sitzt wie bei vielen (gerade niedrigpreisigeren) Ferngläsern am rechten Okular, lässt sich allerdings nur recht streng verstellen. Ist er also einmal korrekt eingestellt, verstellt er sich nicht durch Zufall und sollte er dies doch einmal tun, ist durch die Beschriftung eine schnelle und genaue Nachjustierung möglich (vorausgesetzt man merkt sich seinen Wert).
Angeblich ist das Fernglas bis zu 5 Meter Wassertiefe dicht, ich habe allerdings nicht vor es auszuprobieren. Allen Einsätzen im Regen konnte es jedoch bis jetzt ohne Beschlagen trotzen.
Doch nun zum eigentlich entscheidenden Punkt, dem Handling und dem Beobachtungserlebnis. Das Handling ist durch die „Komfortbrücke“ sehr angenehm, alle Finger finden bei durchschnittlichen Männerhänden einen guten Platz am Glas. Der Abstand der beiden Okulare ist nur sehr schwergängig verstellbar, was ein Vorteil ist wenn man es alleine benutzt allerdings auch schnell zum Nachteil wird wenn man das Fernglas mal weitergibt. Besonders toll finde ich die versenkbaren „Abstandhalter“ (zur Justage des Abstands zum Auge bzw. dem Ausgleich einer Brille), die man in der Form nicht unbedingt bei einem Glas dieser Preisklasse bekommt. Sie verstellen sich zwar meiner Meinung nach etwas zu leicht, sodass ein Auspacken aus dem Fotorucksack schon reicht dass sie wieder komplett eingefahren sind. Der Fokustrieb ist wie im ersten Eindruck schon beschrieben sehr angenehm nutzbar.
Und zum Schluss noch ein kleiner Vergleich zu meinem bisherigen Fernglas, einem ebenfalls nicht ganz so teurem Bresser 10×42 das schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Auch wenn sich der Durchmesser der Eintrittslinse nur um 2mm vergrößert, hat das in Kombination mit der etwas geringeren Vergrößerung einen starken Einfluss auf die subjektive Helligkeit. Das Bild erscheint viel heller und Beobachtungen mit Unterscheidung von feinen Kontrasten sind auch noch ca. 30 Minuten nach Sonnenuntergang möglich.
Wenn man sich einmal an das sehr weite Sichtfeld gewöhnt hat fühlt man sich beim Blick durch das 10×42 regelrecht eingeengt und hat auf jedem Fall Nachteile bei der Beobachtung, wenn es darum geht Bewegungen in einem möglichst großen Radius gleichzeitig zu erfassen.
Die optische Qualität ist vergleichbar, auch das Bresser zeigt Bildfehler an Kontrastkanten und einen signifikanten Schärfeabfall zum Bildrand. Ich kann außerdem auch nur schwer einen Vergleich anstellen, da das 10×42 nach vielen Jahren der intensiven Nutzung einen guten Teil der Beschichtung und die Stickstofffüllung eingebüßt hat.
Alles in allem macht man bei der Entscheidung für das Minox x-active 8×44 im Preisbereich um 300€ nichts falsch. Andere Gläser in diesem Bereich haben vergleichbare Fehler und sind zumindest nicht ganzheitlich besser als dieses hier. Was für mich den finalen Ausschlag zu diesem Fernglas gegeben hat waren das weite Sichtfeld von 136m auf 1000m und die zehnjährige Garantie die ich hoffentlich nie in Anspruch nehmen muss.
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