Nicht falsch verstehen – auch ich bin ein großer Fan von lauen Sommerabenden, an denen man selbst noch nach Einbruch der Dunkelheit im T-Shirt und kurzer Hose nicht falsch gekleidet ist. Und trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht nur generell ein Morgenmensch bin, sondern auch viel lieber zu dieser Zeit fotografieren gehe.

Keine oder weniger Störungen durch andere Leute

Gerade im Sommer wenn es schon um 5 Uhr hell wird, sind meist noch wenig andere Spaziergänger unterwegs, die einem die Motive verscheuchen oder auch den ein oder anderen blöden Kommentar wie „wie weit kann man denn damit schauen“ über die Optik bringen (also ich würde mal sagen so weit wie nichts im Weg ist…). Das genieße ich immer sehr, da einer meiner Hauptgründe für die Naturfotografie auch die Zeit alleine ist.

Schutz der Dunkelheit bei Ankunft am Ansitz

Solange man nicht alles komplett verschreckt weil man wie eine Horde Elefanten durch das Gestrüpp trampelt, hat man morgens auch den Vorteil, dass man im Schutz der Dunkelheit seinen Ansitz aufsuchen kann und die Tiere sich nicht erst wieder neu annähern müssen.

Gesangsaktivität von Vögeln

Die meisten Vögel singen zur richtigen Jahreszeit zwar entweder auch den ganzen Tag oder zumindest auch nochmal abends, allerdings ist die Aktivität bei keiner Art die ich kenne später am Tag höher als in den früheren Morgenstunden. Das schafft natürlich gute Fotosituationen, da die meisten Vögel eher ein bisschen exponiert ihre Strophen trällern und oft auch nicht ganz so aufmerksam auf ihre Umgebung achten. Ist trotz Ansitz von Vorteil, weil auch große Objektivschwenks dann weniger ein Problem sind.

Weniger Hektik

Da die Natur erst nach und nach aus ihrem Schlaf erwacht, hat man morgens gefühlt auch immer ein bisschen mehr Zeit, um sich einem Motiv zu widmen, bevor dann schon das Nächste auftaucht.

Bessere Aufnahmebedingungen

Gerade an sonnigen Tagen hat man abends oft das Problem, dass die Luft so sehr flimmert, dass scharfe Bilder auch auf kleinere Entfernungen eher schon zum Glücksspiel werden. Und dafür muss es nicht einmal besonders heiß sein, selbst im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hat man teilweise schon sehr starkes Flimmern.

Nebel und Frost

Morgens hat man meistens die Möglichkeit, zumindest leichten Bodennebel oder sogar Reif/Frost mit auf die Bilder zu bekommen. Ganz besonders der Morgennebel hat es mir angetan, wenn er die Unruhe in Bildern mit weiterem Blickwinkel erstickt und nur noch wenige Konturen durchscheinen. Das schafft für mich einfach wunderschöne Bedingungen.

Ruhe

Ich kann es schwer beschreiben, aber zumindest für mich herrscht morgens immer eine ganz besondere Ruhe. Man begegnet auf dem Weg zum Ansitz höchstens einem Zeitungsboten oder Raucher, der es nicht mehr länger ausgehalten hat. Alles ist still, gefühlt geht auch weniger Wind, die Luft ist klar und von der Hektik des Alltags ist noch nichts zu spüren.

Lichtrichtung

Zumindest bei uns herrscht an meinen Lieblingsorten morgens die bessere Lichtrichtung, da ich hier oft mit Gegenlicht arbeiten kann. Das ist aber natürlich ganz klar gebietsabhängig; ich wollte es aber auch nicht unerwähnt lassen.

Frühstück

Zu guter letzt, um ehrlich zu sein, ist es doch auch ein ganz schönes Gefühl sich wenn man wieder nach Hause kommt, zum Frühstück zu setzen und zu wissen, dass man an dem Tag schon etwas erreicht hat. Ganz unabhängig davon ob ein gutes Foto rumgekommen ist, man hat schon ein paar Stunden an der frischen Luft verbracht.

Mir fallen noch viele Gründe mehr ein, warum ich lieber morgens unterwegs bin, aber das sind mit Sicherheit die Wichtigsten. Alles in allem habe ich aber auch nichts gegen eine gute abendliche Fotosession einzuwenden, nur wenn ich die Wahl hab ist es für mich klar, wie ich mich entscheide.